Um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, müssten ältere Arbeitnehmende davon überzeugt sein, was sie tun wollen, und dies auch überzeugend vermitteln, sind sich Michael Weiss und Erich Weber einig. Daneben sollten ältere Bewerber aber vor allem «sich selbst gegenüber ehrlich sein», so Weber. «Erst dann können sie im Gespräch authentisch auftreten und den Eindruck vermeiden, dass etwas mit ihnen nicht stimmt.» Trotz aller zu überwindenden Bewerbungshindernisse hätten auch über 50-Jährige auf dem Arbeitsmarkt in fast allen Branchen und Hierarchie-Ebenen durchaus Chancen, angestellt zu werden, sofern sie sich mit sehr guten Bewerbungsunterlagen hervortun, sich für passende Stellen «preisgerecht» bewerben sowie mental trainiert und vorbereitet sind.
Dass die Firmen einen Nachteil erleiden, wenn sie keine älteren Arbeitnehmenden beschäftigen, davon sind beide Experten überzeugt: «Ältere Mitarbeitende können Gefahren und Risiken besser einschätzen, zudem kennen sie die Märkte und Kunden», sagt Erich Weber. Damit liessen sich viele Fehlerquellen reduzieren. Etwa jene, am Markt vorbeizuproduzieren. Gemäss Weiss kommt das Erfahrungswissen von älteren Mitarbeitenden besonders in jenen Situationen zum Tragen, «wo Erfahrung, Ruhe und Gelassenheit notwendig sind, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und den vielleicht rettenden Handgriff zu betätigen». Beispielsweise im Umgang mit einem schwierigen Kunden im Kundenservice oder bei der Reparatur einer Maschine, die einen Produktionsbetrieb lahmlegt.
Zudem seien ältere Mitarbeiter «nicht mehr so ambitioniert». Das erweise sich für viele Unternehmen als Vorteil, weil sich mit der Verpflichtung älterer Mitarbeiter viele Statuskämpfe vermeiden liessen, in die sich junge ambitionierte Mitarbeiter gerne verwickeln würden, um ihre Position im Unternehmen zu sichern. Dabei gehe viel Energie verloren. «Energie, die ältere Mitarbeitende lieber investieren, um eine Sache voranzubringen.»