HR-Debatte

Reglement für den
 Alkoholkonsum

Der Geburtstag des Kollegen, die Zusage für einen hart erkämpften Auftrag oder einfach das
 Einläuten des Wochenendes: Es gibt viele Gründe, mit Arbeitskollegen anzustossen. Schön, wenn der Teamgeist das zulässt. Aber darf das kühle Bier im Büro geöffnet werden und der Champagner auch mal am Mittag fliessen? Heineken verbietet den Konsum von Alkohol nicht grundsätzlich, stellt aber klare Regeln auf, sagt HR Director Corinne Hansen. Karl Schefer hingegen, Geschäftsführer der Weinhandlung Delinat, plädiert für das Vertrauen in die Mitarbeiter.

Mitarbeiter vor sich selber oder 
der Gefährdung anderer schützen

Als Alkohol produzierendes Unternehmen will Heineken Switzerland seine Verantwortung gegenüber der Belegschaft und der Gesellschaft wahrnehmen. Dazu gehört unserer Meinung nach ein vernünftiger Umgang mit Alkohol, bei dem ein massvoller Genuss im Vordergrund steht. Damit dies gelingt, gelten auf allen unseren Firmengeländen für den Konsum von Alkohol dieselben Regeln. Diese sind in unserer Alkoholrichtlinie Cool@Work zusammengefasst und sie sind für alle Mitarbeitenden verbindlich. Zudem ist Wissenswertes zum Umgang mit Alkohol und zur Förderung der Bierkultur fester Bestandteil unseres Mitarbeitermagazins «cheers».

Alkohol – massvoll konsumiert – verbinden wir mit Genuss und einem positiven Lebensstil. Ein feines Bier zu trinken, bedeutet für uns, Spass zu haben und einen schönen Abend mit Freunden zu verbringen. Wir sind stolz auf unsere Produkte, was wir auch zum Ausdruck bringen dürfen. Deshalb verbieten wir den Konsum von Alkohol nicht gänzlich bei uns, sondern erlauben diesen nicht während der Arbeitszeit. Zudem gilt: Wer zu viel trinkt, fährt nicht. Dies ist nicht zuletzt für unsere Belegschaft im Aussendienst von zentraler Bedeutung. Mitarbeitende von Heineken sind Botschafter der Unternehmung und damit angehalten, als gutes Beispiel für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol voranzugehen.

Wo Menschen zusammen arbeiten, gibt es für die verschiedensten Bereiche Abmachungen, damit die Zusammenarbeit möglichst reibungslos und angenehm funktioniert. Deshalb erachten wir solche Regeln als zentral, und dies nicht nur, was den Konsum von Alkohol betrifft. Selbstverständlich birgt Alkohol auch Gefahren, und vor denen schützen wir unsere Belegschaft wenn immer möglich. Darum sehen unsere Regeln auch Unterstützungs- und Präventionsmassnahmen für unsere Angestellten vor. Unser Programm Cool@Work enthält Informationen zum Alkoholkonsum, Hinweise und Schulungsunterlagen für Vorgesetzte, Weisungen, Massnahmen sowie Informationen zu Beratungsstellen, um Mitarbeitende vor sich selbst oder vor der Gefährdung anderer zu schützen und insbesondere dazu beizutragen, ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld innerhalb von Heineken Switzerland zu schaffen.
Cool@Work unterstreicht dies genauso wie unsere selbst auferlegten Kommunikationsrichtlinien. Im Mittelpunkt dieser steht immer der Genuss, niemals der Missbrauch. Dazu gehören unter anderem die Kampagnen «enjoy heineken responsibly» und «verantwortungsvoll geniessen», mit denen wir auch produkteseitig unsere Kunden und Konsumenten sensibilisieren. Als erstes Alkohol produzierendes Unternehmen zeigt Heineken mit seinem Spot «Sunrise» zudem auf, dass es keine Grenzen gibt, wenn man die eigenen Grenzen kennt.

Ein gänzliches Verbot von Alkohol indessen käme für uns nicht in Frage. Vielmehr wollen wir mit aktiver Aufklärungsarbeit zu einem massvollen Umgang mit Alkohol anregen. Manches Feierabendbier nach getaner Arbeit schweisst unsere Teams zusammen und treibt uns zu Höchstleistungen im Dienste unserer Konsumenten und Kunden an. Schliesslich geniessen auch unsere Mitarbeitenden gerne unsere vielfältige Produktepalette. Dass bei manchem Anlass auch einmal ein alkoholfreies Bier oder auch ein Mineralwasser getrunken wird, versteht sich von selbst.

  • Corinne Hansen ist 
HR Director bei 
Heineken Switzerland.

 

Je reifer die Firmenkultur,
 desto weniger Regeln sind notwendig

Alkohol kann schädlich für die Gesundheit sein. Alkohol kann missbraucht werden. Alkohol kann süchtig machen. Alkohol sollte bekämpft werden – die Argumente sind eindeutig. Gibt es überhaupt Gründe, die für Alkohol sprechen? Rationale wohl nur wenige. Zum Beispiel, dass Alkohol den Kreislauf anregt, dass es in Wein wertvolle Antioxidantien gibt, denen gesundheitliche Qualitäten zugesprochen werden. Und dann ist da noch das «French Paradox» – die unerklärliche Resistenz der weinliebenden Franzosen gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten, die der überzeugenden Vernunft der Medizin-Statistiker und Gesundheitsapostel einen Strich durch die Rechnung macht. Sie feiern mit Fett, Süssem und Alkohol «la grande bouffe», trinken mehr Wein als alle anderen Nationen und leben damit statistisch erstaunlich gesund.

Nichtsdestotrotz: Alkohol ist schlecht und muss man bekämpfen, um Missbrauch und Sucht zu vermeiden. Also ist es doch wohl selbstverständlich, dass man vor allem dort, wo man kann, einen Riegel schiebt: an der Arbeit. Es ist ja auch gefährlich, in alkoholisiertem Zustand zu arbeiten – selbst dort, wo anstelle einer Baumaschine nur ein PC bedient wird. Es schleichen sich Fehler in die Berechnung ein und das Mail an den Kunden wird eine Spur zu vertraulich.

Rechtfertigt das Zelebrieren eines Geburtstags oder des Erreichens von Zielen Alkohol an der Arbeit? Könnte das nicht auch nach der Arbeit oder ohne Alkohol gefeiert werden? Besteht da nicht die Gefahr, dass womöglich kreativ nach Gründen zum Feiern gesucht wird?

Es scheint klar: Der Alkoholkonsum am Arbeitsplatz muss geregelt werden. Ein totales Verbot ist aber schlecht zu vermitteln und schliesslich gibt es ja noch die Weihnachtsfeier, die traditionell mit einem Glas Sekt im Büro eingeleitet wird. Also braucht es ein umfassendes Reglement, das auch klar die Ausnahmen regelt. Und auch, was noch zum Büro zählt und was nicht und ob man im Geschäft trinken darf, wenn man nicht im Einsatz steht, und ob das Alkoholverbot auch für Besucher gilt, und falls es Ausnahmen gibt, zu welchen Zeiten das Trinken und welche Alkoholarten zugelassen sind und wer im Zweifel entscheiden darf. Ein paar Seiten gibt das schon.

Trotz dieser Argumente gibt es in unserem Unternehmen kein Alkoholreglement. Es gibt bei uns überhaupt wenige Regeln und damit fahren wir gut. Wir sind zwar nur 40 Mitarbeitende, doch würde ich diese Freiheit den meisten Unternehmen empfehlen, auch grösseren. Jede, jeder trägt Verantwortung, man ist füreinander da, man kämpft miteinander und man feiert Erfolge gemeinsam. Das spontane Anstossen mit einem Glas vorzüglichen Cavas hat schon viel zur Teambildung beigetragen und auch Spannungen und zwischenmenschliche Probleme aus der Welt geschafft.

Braucht es wirklich so viele Reglemente? Geben sie die gewollte Klarheit und Sicherheit oder dämpfen sie nur Motivation, Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein? Traut man seinen Mitarbeitenden nicht genügend gesunden Menschenverstand zu? Ziel der Führung sind doch mündige Arbeitnehmer, die Verantwortung tragen und dank Zufriedenheit und Motivation zuverlässig und produktiv sind. Mitarbeiter mit persönlichen Problemen haben in einem intakten Arbeitsklima die Aufmerksamkeit ihrer Kolleginnen und Kollegen und menschliche Hilfe ist normal. Meine These lautet daher: Je reifer die Firmenkultur, desto weniger Regeln sind notwendig. Oder umkehrt: Reglemente können der Kultur im Wege stehen.

  • Karl Schefer ist Gründer und Geschäftsleiter der Delinat Weinhandlung.
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Corinne Hansen ist 
HR Director bei 
Heineken Switzerland.

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Karl Schefer ist Gründer und Geschäftsleiter der Delinat Weinhandlung.

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