HR Today Nr. 9/2020: Diversity – Women Back to Business

«She will be back»

Das Potenzial von Frauen wird in der Schweizer Wirtschaft noch immer unzureichend ­genutzt. Um ihren Wiedereinstieg nach der Familienpause zu erleichtern, wurden verschiedene Programme ins Leben gerufen. Eines davon ist die Management-Weiter­bildung «Women Back to Business» der Universität St. Gallen. Einblicke ins Programm und in die Lebensläufe von vier Absolventinnen.

Mütter und Väter beim beruflichen Wiedereinstieg zu unterstützen, bringt Unternehmen zahlreiche Vorteile. Das zeigt auch eine im Auftrag der SBB durchgeführte Studie der Arbeits- und Organisationspsychologin Angelika Kornblum von der ETH Zürich, bei der rund 800 Mütter und Väter sowie 30 Unternehmen Auskunft gaben. Firmen punkten bei Arbeitnehmenden gemäss der Studie mit Familienfreundlichkeit und positionieren sich als sozial verantwortliche und attraktive Arbeitgeberin. Das erhöhe die Loyalität der Mitarbeitenden sowie ihre Identifikation mit dem Unternehmen und verringere die Kosten, die durch Mitarbeiterfluktuation und Rekrutierung entstehen.

Diese Erkenntnisse, sind nicht neu, belegen aber, wie viel ungenutztes ­Potenzial im Schweizer Stellenmarkt brachliegt. Um das zu verhindern oder zumindest zu verringern, existieren in der Schweiz diverse Wiedereinstiegs­programme: vom jüngst initiierten Wiedereinsteigerinnenkurs der SBB über das «Bring Women Back to ­Work»-Programm des CRM-Anbieters ­Salesforce bis zum «Women Back to Business»-­Programm der Universität St. Gallen (siehe ­Kasten). Das «Women Back to Business»-Programm ist ein Erfolgsrezept: «Rund drei Viertel der Absolventinnen haben den Wiedereinstieg oder Umstieg ­geschafft», sagt Programmdirektorin ­Patricia Widmer. «Sie sind heute in ­Teil- und Vollzeit in unterschiedlichsten Positionen beschäftigt. Etwa als Projekt- oder Bereichsleiterinnen oder Geschäftsführerinnen.»

Anstrengungen belohnen

Damit sich mehr Firmen beim Wiedereinstieg von Frauen engagieren, hat die Universität St. Gallen gemeinsam mit der Avenir Group das Label «Career ­Empowerment» (siehe Kasten) ent­wickelt. Dieses zeichnet Firmen und ­Organisationen aus, die Stellensuchende mit nicht linearen Karriereverläufen berücksichtigen und Wert auf eine vielfältige Teamzusammenstellung legen. «Durch das ‹Women Back to Business›-Programm haben wir über zehn Jahre mit Firmen und Organisationen zusammengearbeitet, die bei der Rekrutierung neue Wege gehen», sagt Patricia ­Widmer. «Wir wollten sie für ihre ­Bemühungen und Anstrengungen ­auszeichnen sowie weitere Unter­nehmenden motivieren, eine mehr Vielfalt in Karrieren mit Ecken und Kanten zu sehen.»

Bewerben können sich gemäss ­Widmer alle Unternehmen und ­Organisationen für das Label, die ein Wiedereinstiegsprogramm für Personen mit einem Erwerbsunterbruch anbieten, Mitarbeitende mit einer sogenannten Lücke im CV anstellen oder Praktikumsstellen explizit für Frauen und Männer mit Berufserfahrung ­ausschreiben. «Wir haben bereits einige Bewerbungen erhalten», sagt Widmer. «Von Gross­unternehmen, die ein standardisiertes Wiedereinstiegsprogramm anbieten, wie auch von KMU.»

Die vier Frauen im Porträt:

«Women Back to Business»-Programm

Das «Women Back to Business»-Programm an der Universität St. Gallen ist ­modular aufgebaut und erstreckt sich über 12 Monate – insgesamt sind 21 Präsenztage vorgesehen. Während des Programms lernen die Teilnehmer­innen Konzepte und Modelle der Unternehmensführung kennen: beispielsweise Marketing, Prozessmanagement, Führung und Finanzen. Diese fachlichen ­Module sind flankiert von einem ­Begleitprogramm mit Gruppen- und Einzel­coachings zur Standort­bestimmung, einem Entwicklungsplan mit Bewerbungstraining sowie einem Praxiseinsatz in einer Organisation oder einem Unternehmen. Die Kursgebühr ­beträgt 24'000 Franken. Es stehen eine Reihe von teil­gesponserten Plätzen zur Verfügung, für welche die Partnerunternehmen bis zu 50 Prozent der Kurskosten übernehmen. Die Teilnehmerinnen schliessen diese Weiterbildung mit einem CAS (Certificate of Advanced Studies) ab. es.unisg.ch/wbb

Label Career Empowerment

Unternehmen, die sich für den beruflichen Wiedereinstieg oder eine Neupositionierung engagieren, können sich für das Label «Career Empowerment» anmelden. Die erstmalige Vergabe findet an der Tagung «Career Relaunch» im Januar 2021 statt. Das Label kann im Anschluss zwei ­Jahre genutzt werden. Die Nutzungsgebühr beträgt 1500 Franken pro Jahr. Als Partnerfirma von «Women Back to Business» entfällt diese Gebühr. Die Anmeldefrist läuft bis 18. Oktober 2020. es.unisg.ch/de/page/career-empowerment

 

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Christine Bachmann 1

Christine Bachmann ist Chefredaktorin von Miss Moneypenny. cb@missmoneypenny.ch

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