Stellentitel – Es ist mehr möglich
Wie Eyetracking-Studien zeigen, schenken Jobsuchende auch in der digitalen Welt dem Stellentitel die grösste Beachtung. Allerdings müssen die Jobtitel unbedingt ihrer digitalen Umgebung angepasst werden. Denn die Regeln des Printzeitalters gelten nicht mehr.
Längst veröffentlichen Recruiter ihre Stellenanzeigen auf ihrer Website, auf Online-Jobplattformen oder auf Social-Media-Kanälen. Nur noch wenige Unternehmen schreiben ihre offenen Stellen in Printmedien aus. Über 70 Prozent der Unternehmen nutzen elektronische Bewerbermanagementsysteme und über 50 Prozent suchen mittels Software oder digitalen Tools nach passenden Mitarbeitenden. Nur eines scheint so mancherorts noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen zu sein: der Titel von Stellenanzeigen. Viele Rekrutierungsverantwortliche gestalten ihre Stellenanzeigen nach wie vor so, als würden sie im Printmedium gedruckt und wundern sich über zu wenig Bewerbungseingänge.
Print versus online
Zu den besten Zeiten des Prints waren die Zeitungsbeilagen mit Stellenanzeigen mehrere Dutzend Seiten dick. Jobsuchende pickten sich ihre Rubrik heraus und studierten die Stellenanzeigen. Dabei generierten vor allem jene Stellenanzeigen Bewerbungen, welche auffielen. Unter anderem sorgten dafür Stellentitel, welche sich anhörten wie Werbeslogans.
Auch in der digitalen Welt erhält der Jobtitel die grösste Beachtung, wie Eyetracking-Studien zeigen. Doch die Stellentitel müssen unbedingt ihrer digitalen Umgebung angepasst werden. Die Regeln des Printzeitalters gelten nicht mehr. Warum?
- Jobplattformen können Stellenbezeichnungen, welche nicht eindeutig sind, nicht identifizieren.
- Die Stellenanzeige wird demnach bei kaum einer Suchanfrage auf einer Stellenplattform aufgelistet.
- Selbst wenn die Auflistung Stellenanzeige am passenden Ort erzwungen wir, fühlen sich jobsuchende Pflegefachkräfte nicht angesprochen.
Anzeigen mit Stellentiteln, die keine eindeutige Tätigkeitsbezeichnung beinhalten, werden bei einer Suchabfrage auf Online-Jobplattformen nicht angezeigt. Eine Stellenanzeige für eine Pflegefachkraft mit dem kreativen Stellentitel «Wir suchen unseren neuen Superstar» kann von der Maschine hinter der Plattform also nicht automatisch erkannt werden. Auch wenn es sich um eine semantische Jobsuchmaschine handelt, welche Synonyme erkennt und sehr genaue Resultate erzielt, wird sie nicht in der Lage sein, zu erraten, dass der gesuchte «Superstar» eine motivierte Pflegefachkraft sein soll.
Auch firmeninterne Bezeichnungen sollten aus diesem Grund vermieden werden. Die konzernweite Nomenklatur sollte dem effizienten Recruiting keinesfalls im Wege stehen. Englische oder abstrakte Jobbezeichnungen, unter welchen sich das mehrheitlich deutschsprachige Publikum nichts vorstellen kann, sind wenig zielführend.
Ausserdem muss sich ein Stellentitel immer lesefreundlich präsentieren. Es ist richtig und wichtig, dass beide Geschlechter gleichermassen angesprochen werden. Aber Stellenbezeichnungen wie «Pflegefachmann/-frau» oder «Pflegefachmann/Pflegefachfrau» lassen sich schlecht lesen und springen deshalb nicht sofort ins Auge.
Auffallen um jeden Preis?
Wie der Titel eines Buches, muss der Stellenanzeigentitel nicht nur Blicke auf sich ziehen, sondern auch das Interesse der Zielgruppe für sich gewinnen. Dafür muss er vor allem eins sein: aussagekräftig. Jobsuchende lesen nicht erst das ganze Inserat durch, sie treffen die Vorauswahl anhand des Titels. Denn in der Resultateübersicht einer Jobplattform wird in der Regel nur der Titel sowie die wichtigsten Eckdaten angegeben.
Stellen Sie sich vor, Sie stünden vor einer Wand voller Bücher mit dem gleichen Einband und dem gleichen Format. Sie suchen ein Buch zu einem bestimmten Thema, sagen wir, zu Recruiting-Strategien. Würden Sie dann ein Buch wählen, welches den Titel «Das Beste Buch aller Zeiten» trägt? Wohl eher nicht, denn der Titel erklärt nicht, was das Buch beinhaltet. Genau dasselbe gilt für Jobsuchende, die vor einer grossen Auswahl an offenen Stellen stehen. Aus einem Titel «Wir suchen den neuen Superstar» wird nicht ersichtlich, was die Stelle beinhaltet. Man kann nicht davon ausgehen, dass diese Stelle einigermassen zum eigenen Profil passt. Es lohnt sich nicht, die Zeit aufzuwenden, das ganze Inserat zu lesen. Resultat: keine Bewerbung. Denn der potenzielle Kandidat bzw. die potenzielle Kandidatin klickt auf das Inserat oberhalb oder unterhalb, welches aussagekräftig mit «Pflegefachkraft 100%» betitelt ist.
Checkliste für den optimalen Stellentitel
Präzise Tätigkeits- oder Berufsbezeichnung
- Beispiel: Pflegefachkraft
- Nicht: Wir suchen einen Superstar
Geläufige Bezeichnungen (keine Firmeninternen Begriffe)
- Beispiel: Pflegefachkraft
- Nicht: Specialist Healthcare
Lesefreundlich
- Beispiel: Pflegefachkraft
- Nicht: Dipl. Pflegefachfrau/-mann oder Fachfrau/-mann Gesundheit
Keine Diplom-Hieroglyphen (z.B. dipl., FH, MA, MBA) sofern Voraussetzung
- Beispiel: Pflegefachkraft HF
- Nicht: Dipl. Pflegefachfrau/-mann DNI, DNII HF oder Fachfrau/-mann Gesundheit
Sinnvolle Angabe zum Pensum
- Beispiel: Pflegefachkraft HF (80 – 100 %)
- Nicht: Pflegefachkraft HF (20 – 100%)
Eindeutige Anstellungsart
- Beispiel: Pflegefachkraft HF (befristet)
- Nicht: Pflegefachkraft HF temporär oder Festanstellung