HR Today Nr. 8/2022: Fokus Forschung

Wenn flexible Talente ins Unternehmen zurückkommen

Obschon viele Berufstätige eine Festanstellung bevorzugen, entscheiden sich dennoch einige dafür, als Freelancer zu arbeiten. Sie schätzen die Flexibilität und Unabhängigkeit sowie die Möglichkeit, ihre Netzwerke auszubauen. Wie die Zusammenarbeit mit flexiblen Talenten gelingt.

Arbeitskräfte mit flexiblen Arbeitsanstellungen leisten zusammen mit Festangestellten einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Da die Mitarbeitenden wie auch Unternehmen vom flexiblen Einsatz von Externen profitieren, sollten Unternehmen sich bemühen, sie in bestehende Talent-Management-Prozesse zu integrieren sowie einen Pool von zufriedenen, flexiblen Talenten aufzubauen, die in das Unternehmen zurückkehren, wenn ihre Dienstleistungen gebraucht werden.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Mitarbeitende, die eine Firma verlassen haben und später wieder zurückkehren, viele Vorteile bringen: Sie kennen die Unternehmenskultur, entwickelten produktive Routinen und bauten ein internes Netzwerk auf, das ihnen ermöglicht, rasch erfolgreich zu sein. Insbesondere in Rollen, die viel Koordination erfordern.

Da flexible Talente autonom sind und oft wählen können, wie und wann sie ihre Arbeit erledigen und für wen sie arbeiten, ist deren Bindung eine Herausforderung. Wann sind flexible Talente eher bereit, ins Unternehmen zurückzukehren? Was schätzen sie bei temporären Arbeitgebenden? Diesem Thema widmeten sich Manuela Morf, Laura Schärrer und Anna Sender vom Center für Human Resource Management in mehreren Studien. Ergebnisse zeigen, dass flexible Talente nebst einer attraktiven Entlohnung schätzen, wenn Unternehmen ihnen helfen, ihre Karriere zu managen.

Versprechen einhalten

Flexible Talente, die freiwillig so arbeiten, suchen oft keine längeren Einsätze. Sie entwickeln aufgrund der Stellenbeschreibung und der Gespräche mit dem Unternehmen aber klare Erwartungen zu Arbeitsinhalten und ihrer Einbettung ins Unternehmen. Eine detaillierte Stellenbeschreibung ist deshalb wichtig, da flexible Arbeitskräfte aufgrund ihres kurzen zeitlichen Einsatzes rasch produktiv sein müssen.

Demzufolge geben einige an, dass sich gute Einsätze durch klare und detaillierte Stellenbeschreibungen auszeichnen, die keine unrealistische Erwartungen wecken. Werden diese Erwartungen erfüllt, erwägen flexible Talente, zu einem späteren Zeitpunkt eher wieder ins Unternehmen zurückzukehren.

Möglichkeiten zur Entwicklung bieten

Flexible Arbeitskräfte sehen ihre Stärken in ihrer Lernbereitschaft, Neugier und Kreativität. Häufig werden sie aber für Projekte eingesetzt, in denen sie eher ihr bestehendes Wissen und Können anwenden und neue Fähigkeiten nur begrenzt aufbauen können. Um ihre Arbeitsmarktfähigkeit zu fördern, ist es aber entscheidend, neue Kompetenzen zu erwerben und sich zu entwickeln.

Berufstätige erachten die Möglichkeiten, sich im Einsatzunternehmen zu entwickeln, jedoch als unterdurchschnittlich. Dabei wünschen sie sich oft keine teuren Weiterbildungsprogramme, sondern eher «Trainings on the job». Beispielsweise durch vermehrten Kundenkontakt und das Sammeln von Projektleitungs- oder Führungserfahrung.

Netzwerken unterstützen

Ihr Netzwerk ist ein wichtiges Instrument für flexible Fachkräfte, um ihre Karrieren zu managen, zu neuen Einsätzen zu kommen und ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln. Das Paradoxe ist, sowohl flexibel und autonom zu arbeiten, aber gleichzeitig vernetzt, eingebettet und vom Umfeld unterstützt zu werden.

Die Studienergebnisse zeigen, dass flexible Talente eher bereit sind, zum Unternehmen zurückzukehren, wenn sie im Team gut aufgenommen werden und die Zusammenarbeit harmonisch verläuft. Dabei ist es ebenfalls wichtig, ihnen den Netzwerkausbau durch Firmenanlässe oder Team-Apéros zu ermöglichen. Den Ergebnissen zufolge sollten die Unternehmen somit flexible Talente, die sie an sich binden möchten, gleich behandeln wie ihre Festangestellten.

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Anna Sender

Dr. Anna Sender ist Dozentin und Forscherin an der Hochschule Luzern und Universität Luzern. Sie leitet das Projekt «Talent Recipe», das sich mit der Talent-Identifikation und -Kommunikation befasst. Sie ist zudem Vorstandsmitglied der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement (ZGP).

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Dr. Manuela Morf, Oberassistentin am Center für Human Resource Management (CEHRM), Universität Luzern.

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